Was die „Ampel“ in Berlin mit drei Vorsitzenden nicht schafft, das gelingt in der BKS mit drei Präsidenten auf Anhieb. Christoph Braunisch, René Kohlenberg und Steffen Rockel, höchst unterschiedlich im Auftritt, aber mit abgestimmtem Programm zeigen Einigkeit und leiten mit feinsinnigem Humor erstmalig die Pfarrsitzungen im Jugendheim der BKS.
Nachdem Jürgen Kempf nach zwanzigjähriger Amtszeit nicht mehr zur Verfügung steht, führen nun die Drei durch ein Programm mit 11 Nummern. Gemeinsam mit dem Projektchor, der sich eigens für den Auftritt bei der Pfarrsitzung gefunden hat, ziehen sie ins Jugendheim ein. Unter Leitung von Norman Kunz präsentieren rund 20 Sänger:innen zwei karnevalistische Lieder: „Et Levve für dem Dudd“ und „Karneval im Veedel“, was trefflich zur BKS passt. Der gekonnte Vortrag beweist, warum sich häufiges Proben auszahlt.
Wer gedacht hätte, dass Michael Becker nicht mehr den Prolog der Veranstaltung vorträgt, wird überrascht. Ganz loslassen kann er dann doch nicht und führt mit humorvollen Worten, „Stefan, jetzt bist du an der Reih’, ich mach’ für dich die Bühne frei“, Stefan Wißkirchen als seinen Nachfolger ein. Der wiederum bedankt sich für die Einführung und meint „die Zick vum Füßchen ist vorbei“. Lobende Worte findet er für „den kleinen Mann aus der VGS“, Jürgen Kempf, den Ex-Präsidenten, „ihn kann nicht einer ersetzen, da müssen gleich drei her“, so Wißkirchen. Anerkennung zollt er dem neuen 11-köpfigen Vorbereitungsteam der Pfarrsitzung, das „schon mit neuen Themen geliefert hat“.
Ex-Kindersitzungspräsident Ilias Elbouzidi, der sich selbst als den „Joe Biden“ der KiSi bezeichnet, ist bereits zum zweiten Mal als Redner Gast der Pfarrsitzung. Er erzählt von Lehrern, die „digital schlecht drauf“ sind und von Eltern, die bei Erziehungsfragen höchst unterschiedliche Meinungen haben. So meinen die einen Eltern, dass Lehrer:innen darauf achten sollen, dass Kinder genug trinken, andere aber sagen zu den Lehrkräften, „passen sie auf, dass mein Kind bei der Klassenfahrt nicht zu viel trinkt“.
Mit ihrem ausdrucksvoll getanzten „Sirtaki“ sorgen die „6 lustigen 5“ schon beim Einzug für gute Stimmung. Urkomisch dann der Auftritt mit viel Beinakrobatik in farblich unterschiedlichen Strumpfhosen. Lena Oeser probte die tolle Nummer mit 8 Tänzern ein, die auch mit alten kölschen Fastelovendsliedern überzeugt.
Natürlich darf auch das Kinderdreigestirn auf der Pfarrsitzung nicht fehlen! Wie schon zu den Kindersitzungen, so liefern die Drei wieder einen professionellen Auftritt ab und erhalten dafür tosenden Applaus des Publikums. Prinz Jonna Erkens, Bauer Lina Hermann und Luisa Kalok als Jungfrau interpretieren das aktuelle Sessionsmotto und berichten von ihren Träumen. Wie schön wäre es, wenn die BKS das 87. Veedel Kölns würde! Im Anschluss tanzen die Kölschen Originale und die Kleineren als „Pänz“. Auch Eileen Neumann, die das Ganze einstudiert hat, erhält viel Applaus.
„Vatter un Son“, Mika und Christoph Braunisch, feiern Premiere mit einem vom Start weg gelungenen Auftritt, der auf ein aufmerksames Publikum setzt. Gekonnt variieren Satz- und Wortspiele. „Bodybilder fackeln nicht lange“, so die Beiden, „die hanteln“. Fragt der Sohn den Vater: „Warum zeigen bei IKEA die Pfeile auf dem Boden immer in eine Richtung?“ „Weil Ikea ein Einrichtungshaus ist“, so die Antwort des Vaters. Oder: „Was ist dein Lieblingsfilm, Papa?“, „Tesa-Film ist doch ein cooler Streifen“, so der Vatter. Das Publikum ist begeistert und fordert vehement eine Zugabe.
Hermann van Veen liefert den Text zum Song „Schnell weg da, weg da, weg“, zu dem das „BKS-Fernsehballet“, gekleidet in gelber Regenkleidung, einzieht. Stimmige Requisiten kommen bei „Aber bitte mit Sahne“ von Udo Jürgens zum Einsatz. „Pretty Woman“ als Zugabe getanzt sorgt für Begeisterung. Die Damen tragen Köbesschürzen und schwingen Kölschkränze. Irgendjemand scheint jemanden zu kennen, der jemanden kennt, der Kontakte zur Brauerei hat.
Traditionell ist die Schwarzlichtnummer das Highlight vor der Pause. In zum besonderen Licht passenden Kostümierungen sorgt die Truppe um Carsten Graeske als Sprecher für etliche Aha-Effekte. Jahr für Jahr lässt sich das Team aktuelle Inhalte und Choreografien einfallen. Jetzt liefert das aktuelle Sessionsmotto das Storyboard. Toll die Szenen auf der Parkbank, wie zum Beispiel am frühen Morgen mit „Guten Morgen Barbarossaplatz“ von Querbeat.
Traditionell hat nach der Pause das Siedlungsdreigestirn seinen großen Auftritt. Bis zuletzt wird versucht, die Namen der Drei geheim zu halten. Gemeinsam mit der Tanzgruppe der „Ahle Kölsche Originale“ ziehen sie ins Jugendheim ein, stürmisch begrüßt vom begeisterten Publikum. An der Spitze Prinz Andre Schürkes, Bauer ist Salvatore Bianco und Jungfrau ist Andre Hilden. Alle Mitglieder der Siedlergemeinschaft. Die Drei fragen sich zu Beginn des Auftritts, was das Publikum von ihnen erwartet. Schnell erkennen sie, dass Winken und Lächeln ihr wichtigster Job ist. Auch werden die häufig gehörten Sätze „Das ist der schönste Tag in meinem Leben“ und „Ihr seid das beste Publikum“ zentrale Bedeutung haben. Das nehmen die Drei ernst und studieren diese Worte immer wieder, natürlich mit vielen Varianten, ein. Prinz Andre behauptet sogar, dass der schönste Tag, derjenige gewesen sei, an dem in seinem Büro eine Klimaanlage eingebaut worden sei. Nach vielen Varianten und Fehlversuchen mündet das Ganze im Satz: „Ihr seid das schönste Fischgeschäft in Köln!“
Mit acht Päärchen überzeugt die Tanzgruppe „Ahle Kölsch Originale“ auf ganzer Linie mit „Immer widder” von Druckluft oder „Domstadtjunge“ von Miljö. Nicht vergessen werden auch die kölschen Klassiker. So wird zum „Müllemer Böötche“ getanzt. Das Ganze wird mit viel Aufwand und zahlreichen Probeterminen von Eileen Neumann einstudiert. Sie ist „unfassbar stolz, so viele Tänzer:innen auf die Bühne bringen zu dürfen“.
Schon im letzten Jahr waren sie ein Highlight der Pfarrsitzungen. Die „Disco Girls“ bestätigen auch dieses Mal mit ihrem grandiosen Auftritt, dass sie es, „tänzerisch richtig drauf haben und auch ausdrucksstark überzeugen“, so Eileen Neumann, die mit den hochmotivierten Jungs die Tänze einstudiert hat. Stark der Einzug in schwarzen Mönchskutten und Choralmusik. Bei der vehement geforderten Zugabe zu „Pass op Prinzessin“, von den Höhnern, steht der Saal.
Die Band „Klabautermänner“ mit Heiko Mutschke, Lorenzo Tobar und Max Triller, werden inzwischen durch zwei Musikerinnen verstärkt. Lena van Betteraey und neu Helena Mutschke. Toll ihr neues Lied „Köln wir stehen zusammen“. Beim bekannten Lied „Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist“, von Sportfreunde Stiller, kommt Festivalatmosphäre auf. Ohne Zugabe kommt die Band nicht von der Bühne.
Vor dem großen Finale bedanken sich die Präsidenten bei allen Aktiven, der Kapelle, dem Team in der Küche und beim Organisationsteam. Zudem loben sie die Arbeit der Technikcrew mit Christian Böhm, Maike und Christoph John, Jan Kohlenberg, Felix Lubberich und Jan-Niklas Schmidt. Sie bedanken sich für den perfekten Ablauf und den enormen Zeitaufwand beim Aufbau und Abbau von Licht und Ton, für den Einsatz bei den vielen Proben und die langen Abende bei den Veranstaltungen selbst. Sichtlich Spaß am Geschehen hatte Mihail Dudarov, der Hausarzt der BKS, der erstmalig für alle Fälle vor Ort war. Auch ihm gilt der Dank der Präsidenten.
Eine besondere Ehrung wird zum Schluss dem Ex-Präsidenten Jürgen Kempf zu Teil. Er erhält eine Dauereintrittskarte für die Pfarrsitzungen auf Lebenszeit.
Apropos Ampel: eine Warnleuchte im hinteren Saalbereich, mitten im Epizentrum der munter Feiernden, soll rot blinkenderweise bei lautem Gequatsche für Ruhe sorgen, so die Idee. Gebraucht wird sie nicht. Gut so!
Alfred Kohlenberg